2.14  Gleichmässige Stetigkeit. Der Satz von Kantor.

Es seien (M1,d1) und (M2,d2) metrische Räume sowie X M1.

Definition 2.14.1. Man nennt die Funktion f : X M2 gleichmässig stetig auf X genau dann wenn folgende Aussage wahr ist

ε>0δε>0x,xX((d1(x,x) < δ) (d 2(f(x),f(x)) < ε)). (2.79)

Im Gegensatz zur Definition der Stetigkeit einer Funktion in einem Punkt x hängt hier der Wert von δ zwar von ε aber nicht von der Wahl der Punkten x,x ab!

Eine gleichmässig stetige Funktion ist offensichtlich in jedem Punkt von X stetig, die Umkehrung gilt hingegen i.A. nicht. Dies kann man leicht am Beispiel der Funktion f :]0, 1] ,

f(x) = sin x1

in der Umgebung von x = 0 erkennen. Ist der Definitionsbereich von f jedoch kompakt, so gilt diese Umkehrung, wie der folgende Satz von Cantor besagt:

Theorem 2.14.2. Die Menge X sei eine kompakte Teilmenge von M1 und die Funktion f : X M2 sei stetig in X. Dann ist f gleichmässig stetig auf X.

Beweis. Wir führen den Beweis indirekt und nehmen an f sei nicht gleichmässig stetig auf X. Die formale Negation von (2.79) liefert

ε0>0δ>0xδ,xδX(d1(xδ,x δ) < δ) (d 2(f(xδ),f(x δ)) ε 0). (2.80)

Wir betrachten δk = k1. Nach (2.80) existieren dann zwei Folgen {xδk} k und {xδk} k mit

d1(xδk,x δk ) < k1undd 2(f(xδk),f(x δk )) ε0. (2.81)

Da X kompakt ist, kann man aus {xδk} k eine Teilfolge {xδk j} j auswählen, welche gegen einen Punkt x X konvergiert. Wegen der ersten Beziehung in (2.81) konvergiert {xδk j} k nach der Dreiecksungleichung ebenfalls gegen x. Da f in X stetig ist, so gilt

lim jf(xδk j) = f(x), lim jf(xδkj) = f(x).

Dann konvergiert wegen

d2(f(xδk j),f(x δkj)) d 2(f(xδkj),f(x)) + d 2(f(x),f(x δkj))

der Abstand d2(f(xδk j),f(x δkj)) aber gegen Null, was der zweiten Abschätzung in (2.81) widerspricht. Folglich ist f gleichmässig stetig. □