4.10.3  Der Oberflächeninhalt rotationssymmetrischer Körper.

Auch der Begriff des Oberflächeninhaltes von Körpern wird im zweiten Teil des Vorlesungszyklus im Einzelnen diskutiert. Wir beschränken uns hier auf folgende Motivation:

Es sei f C1([a,b], [0, +[) und δ = {xk}k=0n sei eine Zerlegung von [a,b]. So wie die Länge einer rektifizierbaren Kurve durch die Längen von Polygonzügen approximiert wird, so soll der Inhalt O(R) der durch Rotation dieser Kurve um die x-Achse entstehenden Oberfläche

R = {(x,y,z)|x [a,b] y2 + z2 = (f(x))2}

durch die Oberflächeninhalte der rotierten Polygonzge angenähert werden. Letztere entsprechen Summen der Inhalte der Rotationsflächen von abgeschnittenen Kegeln Kkδ = (x,y,z)|x Δ k y2 + z2 = (r k(x))2 , rk(x) = x xk xk+1 xkf(xk+1) + xk+1 x xk+1 xkf(xk).

Diese Kegelstumpfoberflächen kann man in der Ebene abrollen und erhält dabei in den Polarkoordinaten (ρ,ϕ) das Ringsegment

Xkδ = (ρ,ϕ)|ϕ [0,α] ρ [τ k,τ k] ,

mit dem inneren und äusseren Radius τk und τk sowie der Öffnungswinkel α. Da beim Abrollen die Länge des inneren und äusseren Peripheriesegmentes dem Umfang der Grund- bzw. Deckfläche des Kegelstumpfes gleichen muss, so gilt

ατk = 2π min{f(x k),f(xk+1)},ατk = 2π max{f(x k),f(xk+1)}.

Der Satz von Pythagoras liefert zudem

(τk τ k)2 = (Δx k)2 + (f(x k+1) f(xk))2 = 1 + (φ(f; x k, Δxk))2 (Δx k)2

mit dem Differenzenquotienten

φ(f; xk, Δxk) = f(xk+1) f(xk) xk+1 xk .

Der Inhalt O(Kkδ) der Rotationsfläche Kkδ gleicht demnach dem Flächeninhalt A(Xkδ) des Ringsegmentes Xkδ, welches als Differenz der Inhalte zweier Kreissegmente durch O(Kkδ) = A(X kδ) = α 2 ((τk)2 (τ k)2) = α 2 (τk + τ k)(τ k τ k) = π(f(xk) + f(xk+1))1 + (φ(f; xk , Δxk ))2Δxk

gegeben ist. Mit Hilfe der Formel von Lagrange erhält man dabei

O(Kkδ) = A(X kδ) = 2πf(xk) + f(xk+1) 2 1 + (f (ξk ))2 Δxk

für ein geeignetes ξk Δk. Es sei nun

g(x) = 2πf(x)1 + (f (x))2.

Dann gilt mk := min xΔkg(x) O(Kkδ) + 2πω(f, Δ k) max xΔk1 + (f (x))2, Mk := max xΔkg(x) O(Kkδ) 2πω(f, Δ k) max xΔk1 + (f (x))2,

und wegen der Beschränktheit von f auf [a,b] folglich s(g,δ) = k=0n1m kΔk k=0n1O(K kδ) + 2πC k=0n1ω(f, Δ k)Δxk, S(g,δ) = k=0n1M kΔk k=0n1O(K kδ) 2πC k=0n1ω(f, Δ k)Δxk,

mit C := max x[a,b]1 + (f (x))2. Es sei

J =abg(x)dx.

Da f sowie g integrierbar sind, so konvergiert offensichtlich

s(g,δ) J,S(g,δ) Jund kω(f, Δk)Δxk 0

für λ(δ) 0 und damit auch kO(Kkδ) J für λ(δ) 0. Wir verstehen diesen Grenzwert damit als den Oberflächeninhalt von R und erhalten

O(R) = 2πabf(x)1 + (f (x))2dx. (4.79)

Parametrisiert man die Kurve φ(x) = (x,f(x)) = r(s) = (x̃(s),(s)) durch ihre Bogenlänge s = S(x), so geht (4.79) wegen (4.65) und damit

s = S(x) = L(Γφ|[a,x]) =ax1 + (f (t))2dt,ds dx = 1 + (f (x))2,

durch Substitution der Integrationsvariablen in

O(R) = 2π0L(Γφ)f(S1(s))ds = 2π0L(Γφ)(s)ds (4.80)

über. Man sieht leicht, dass diese Formel auch für Oberflächen R verallgemeinern lässt, welche durch Rotation einer geschlossenen Jordanschen Kurve Γφ der Klasse C1 um die x-Achse erzeugt werden, wobei die Kurve Γφ die x-Achse zwar berühren nicht aber durchschneiden darf.