4.10.5  Der Schwerpunkt einer Fläche.

Es sei y = f(x) eine stetige nichtnegative Funktion auf [a,b] und δ = {xk}k=0n sei eine Zerlegung von [a,b]. Dann liegt der Schwerpunkt des Rechtecks

Fk = [xk,xk+1] × [0,f(xk)]

in dessen Mittelpunkt (ξk,yk) = xk+xk+1 2 , f(xk) 2 . Die Masse eines solchen Rechtecks sei proportional zu dessen Fläche f(xk)Δxk. Den gemeinsamen Schwerpunkt aller Rechtecke Fk erhält man, indem man deren jeweilige Masse im jeweiligen Schwerpunkt (ξk,yk) konzentriert, und dann den Schwerpunkt des dabei entstehenden Systems von Massepunkten betrachtet

Xsδ = k=0n1ξ kf(xk)Δxk kf(xk)Δxk ,Y sδ = k=0n1f(xk) 2 f(xk)Δxk kf(xk)Δxk .

Im Grenzwert λ(δ) 0 konvergieren diese Grössen folgendermaßen Xs = lim λ(δ)0Xsδ = abxf(x)dx A(Ω) , Y s = lim λ(δ)0Y sδ = 1 2(f(x))2dx A(Ω) , (4.82)

wobei

A(Ω) =abf(x)dx

für den Flächeninhalt des Gebietes

Ω = {(x,y)|x [a,b] y [0,f(x)]}

steht. Man nimmt dann (Xs,Y s) als den Schwerpunkt des Gebietes Ω an.

Im Vergleich mit (4.78) führt uns Formel (4.82) zur zweiten Guldinschen Regel:

2πY s A(Ω) = π(f(x))2dx.

Theorem 4.10.11. Das Volumen eines durch Rotation des Graphen einer stetigen, nichtnegativen Funktion um die x-Achse erzeugten Körpers ist gleich dem Umfang, den der Schwerpunkt des vom Graphen und der x-Achse eingeschlossenen Gebietes bei der Rotation überstreicht multipliziert mit dem Flächeninhalt dieses Gebietes.

Diese Regel erstreckt sich auch auf Körper, die durch Rotation einer geschlossenen Jordanschen Kurve, welche die x-Achse nicht durchschneidet, gebildet werden. Dabei sind dann der Schwerpunkt des von der Kurve eingeschlossenen Gebietes und die Fläche dieses eingeschlossenen Gebietes einzusetzen.

Example 4.10.12. Wir betrachten den im Beispiel 4.10.10 definierten Torus. Die Kreisfläche beträgt π und der Schwerpunkt der Fläche überstreicht bei der Rotation um die x-Achse wiederum einen Umfang von 4π. Damit beträgt das Volumen des vom Torus umschlossenen Gebietes 4π2.