2.13.3  Stetige Funktionen auf kompakten Mengen. Der Satz von Weierstrass.

Es seien (M1,d1) und (M2,d2) metrische Räume.

Theorem 2.13.5. Es sei X eine kompakte Teilmenge von M1 und die Funktion f : X M2 sei stetig in X. Dann ist das Bild f(X) von f eine kompakte Teilmenge von M2.

Beweis. Es sei {yk}k eine beliebige Folge von Bildpunkten yk f(X). Dann gibt es eine (nicht notwendigerweise eindeutig bestimmte) Folge von Argumenten {xk}k aus X mit f(xk) = yk. Da X kompakt ist, so existiert eine Teilfolge {xkj}j=1 von {xk}k=1, welche gegen ein Element x X konvergiert. Aus der Stetigkeit von f folgt

lim kjykj = lim kjf(xkj) = f(lim kjxkj) = f(x),

d.h. die zu {xkj}j=1 wegen ykj = f(xkj) zugehörige Teilfolge {ykj}j=1 konvergiert gegen f(x) f(X). Damit ist f(X) kompakt. □

Der folgende Satz von Weierstrass spielt in der Theorie stetiger Funktionen auf kompakten Mengen eine zentrale Rolle:

Theorem 2.13.6. Es sei (M,d) ein metrischer Raum und X sei eine kompakte Teilmenge von M. Die Funktion f : X sei stetig in X. Dann ist das Bild f(X) beschränkt und es existieren Elemente x± X, so dass

f(x) = min xXf(x),f(x+) = max xXf(x). (2.78)

Mit anderen Worten: Eine auf einer kompakten Menge definierte stetige Funktion nimmt ihren größten und kleinsten Funktionswert an.

Beweis. Nach Satz 2.13.5 ist f(X) eine kompakte Teilmenge von . Diese ist nach dem Satz von Bolzano beschränkt. Nach Satz 2.13.4 existieren zudem Werte y± f(X) mit der Eigenschaft

y+ = max f(X),y = min f(X).

Da die Werte y± zum Bild von f gehren, so gibt es Punkte x± X mit y = f(x) und y+ = f(x+). Diese erfüllen die Eigenschaft (2.78). □

Die folgende Aussage beschreibt eine typische Anwendung des Satzes von Weierstrass:

Theorem 2.13.7. Die Funktion f : [a,b] sei stetig in [a,b] und nehme nur positive Funktionswerte an. Dann existiert ein ε > 0, so dass

x[a,b]f(x) ε > 0.

Man kann in diesem Fall also die Ungleichung f(x) > 0 (Positivität) zu f(x) ε > 0 verschärfen! Die Funktionswerte einer stetigen, positiven Funktion auf einem kompakten Intervall sind vom Wert 0 isoliert.

Beweis. Das abgeschlossene Intervall [a,b] ist kompakt in . Nach dem Satz von Weierstrass existiert dann ein Punkt x [a,b] mit

f(x) = min x[a,b]f(x).

Nach Voraussetzung ist f(x) positiv und wir wählen ε = f(x) > 0. Dann gilt offensichtlich f(x) min xXf(x) = ε. □

Problem 2.13.8. Veranschaulichen Sie sich, dass letzterer Satz nicht gilt, wenn man entweder offene oder halboffene Intervalle als Definitionsbereich zulässt (Verletzung der Kompaktheit) bzw. wenn man auf die Stetigkeit von f verzichtet. Finden Sie geeignete Gegenbeispiele!