3.5.1  Der Satz von Fermat.

Theorem 3.5.1. Angenommen es gibt einen Punkt c ]a,b[ in dem die Funktion f differenzierbar ist und für welchen

f(c) = max x[a,b]f(x)oderf(c) = min x[a,b]f(x)

gilt. Dann folgt

f(c) = 0.

Beweis. Wir betrachten zunächst den Fall f(c) = max x[a,b]f(x). Ist f in dem inneren Punkt c ]a,b[ differenzierbar, so existiert nach Satz 2.10.13 mit dem Grenzwert f(c) = lim h0φ(f; c,h) des Differenzenquotienten auch der links- sowie der rechtsseitige Grenzwert11

f(c 0) := lim h00φ(f; c,h),f(c + 0) := lim h0+0φ(f; c,h),

und es gilt f(c) = f(c + 0) = f(c 0). Da in dem betrachteten Fall nach Voraussetzung f(c + h) f(c) 0 gilt, so folgt aus φ(f; h,c) = h1(f(c + h) f(c)) 0 für h < 0,c + h [a,b], φ(f; h,c) = h1(f(c + h) f(c)) 0 für h > 0,c + h [a,b],

im jeweiligen Grenzwert f(c) = f(c 0) 0 und f(c) = f(c + 0) 0, d.h. f(c) = 0. Der Fall f(c) = min x[a,b]f(x) ergibt sich sofort, wenn man den eben bewiesenen Teil der Aussage auf f anwendet. □

Problem 3.5.2. Die Aussage des Satzes von Fermat gilt nur für innere Punkte c des Intervalls [a,b] und lässt sich auch nicht auf die links- bzw. rechtsseitigen Ableitungen für c = b bzw. c = a verallgemeinern. Finden Sie ein Gegenbeispiel und untersuchen Sie, an welcher Stelle die Argumentation im obigen Beweis dann verfehlt!

11Man nennt f(c 0) und f(c + 0) auch den links- bzw. rechtsseitigen Grenzwert von f in c.