4.1.2  Das Stetigkeitsmodul und Riemann-Integrierbarkeit.

Definition 4.1.4. Für eine Funktion f : [a,b] und eine Menge M [a,b] sei

ω(f,M) := sup x,xM|f(x) f(x)|

das Stetigkeitsmodul von f auf M.

Theorem 4.1.5. Die beschränkte Funktion f : [a,b] erfülle die Bedingung

ε>0Λε>0δ:λ(δ)<Λε k=0n1ω(f, Δ k)Δxk < ε. (4.1)

Dann gilt f R[a,b].

Beweis. Wir betrachten zwei Zerlegungen δ = {x k} k=0n und δ = {xj} j=0m und setzen Δk = [x k,x k+1], Δx k = x k+1 x k, k = 0,,n 1, Δj = [x j,x j+1], Δx j = x j+1 x j, j = 0,,m 1.

Weiterhin seien ξ = {ξ k} k=0n1 und ξ = {ξ k} k=0m1 Sätze von Stützstellen für die Zerlegungen δ bzw. δ.

Wir schätzen nun die Differenz zwischen den zugehörigen Riemann-Summen Σ(f; δ,ξ) sowie Σ(f; δ,ξ) ab. Dazu betrachten wir die Zerlegung δ = δ δ = {x l}l=0N mit N n + m + 1. Es sei ξ = {ξl}l=0N ein Satz von Stützstellen für diese Zerlegung. Das Hinzufügen der Punkte xj zur Zerlegung δ unterteilt jedes der Intervalle Δk in nk Teilintervalle. Es seien {xnk+r}r=0nk1 diejenigen (aufeinanderfolgenden) Punkte der Zerlegung {xl}l=0N, welche zu Δk gehren, {ξnk+r}r=0nk1 seien die zugehörigen Stützstellen aus {ξl}l=0N. Dann gilt

xk = x nk < xnk+1 < < xnk+r1 < xnk+r = xk+1

und damit Δxk = r=0nk1Δx nk+r. Daraus folgt Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) = l=0N1f(ξ l)Δxl k=0n1f(ξ k)Δx k = k=0n1 r=0nk1f(ξ nk+r)Δxnk+r k=0n1f(ξ k) r=0nk1Δx nk+r = k=0n1 r=0nk1 f(ξ nk+r) f(ξk) Δx nk+r.

Daraus folgt nach Anwendung der Dreiecksungleichung

Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) k=0n1 r=0nk1 f(ξ nk+r) f(ξk) Δx nk+r.

Wegen ξnk+r Δnk+r = [xnk+r,xnk+r+1] [xk,x k+1] = Δ k und ξk Δ k gilt

f(ξnk+r) f(ξk) sup x,xΔk|f(x) f(x)| = ω(f, Δ k),k = 0,,n 1,

und damit Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) k=0n1 r=0nk1ω(f, Δ k)Δx nk+r k=0n1ω(f, Δ k) r=0nk1Δx nk+r = k=0n1ω(f, Δ k)Δx k.

Auf gleichem Wege erhält man

Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) j=0m1ω(f, Δ j)Δx j

und schließlich Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) + Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) k=0n1ω(f, Δ k)Δx k + j=0m1ω(f, Δ j)Δx j.

Wählt man nun für gegebenes ε > 0 beliebige Zerlegungen δ und δ mit λ(δ) < Λ ε und λ(δ) < Λ ε, so sind beide Summen auf der rechten Seite nach Voraussetzung kleiner als ε und folglich gilt

Σ(f; δ,ξ) Σ(f; δ,ξ) < 2ε.

Damit ist die in Aufgabe 4.1.2 beschriebene Eigenschaft erfüllt und nach Aufgabe 4.1.2 ist die Funktion f Riemann-integrierbar. □