4.4.4  Zur Berechnung der Koeffizienten Ajk.

Aus der Darstellung

Tl(x) Qn(x) = j=1N r=1kj Ajr (x aj)r

erkennt man, dass der Term Ajkj (xaj)kj jeweils den Hauptteil der Singularitt des Quotienten für x aj trägt. Deshalb kann man den zugehörigen Koeffizienten folgendermaßen berechnen

Ajkj= lim xajTl(x)(x aj)kj Qn(x) .

Besonders interessant ist dieser Weg im Fall kj = 1, denn dann gilt wegen Qn(aj)

Aj1 = lim xaj Tl(x) Qn(x)Qn(aj) xaj = Tl(aj) Qn(aj).

Weitere praktische Methoden zur Berechnung dieser Koeffizienten illustrieren wir nun an einem Beispiel.

Es sei

T2(x) Q3(x) = x2 + 1 x(x + 1)(x 1).

Wir suchen die Koeffizienten Aj in der Darstellung

x2 + 1 x(x + 1)(x 1) = A1 x + A2 x 1 + A3 x + 1. (4.25)

Kommen alle Faktoren im Nenner nur in der ersten Potenz vor, so kann man mit dem Nenner multiplizieren und erhält

x2 + 1 = A 1(x 1)(x + 1) + A2x(x + 1) + A3x(x 1). (4.26)

Setzt man nun x nacheinander gleich den Nullstellen x1 = 0, x2 = 1 und x3 = 1, so erhält man x = x1 = 0 : 1 = A1 (1) 1, x = x2 = 1 : 2 = A2 1 2, x = x3 = 1 : 2 = A3 (1) (2),

und folglich

A = 1,A2 = 1,A3 = 1.

Damit berechnet sich das unbestimmte Integral von T2(x)Q3(x) als6 x2 + 1 x(x + 1)(x 1)dx = 1 x + 1 x 1 + 1 x + 1 dx = dx x + dx x 1 + dx x + 1 = ln |x| + ln |x 1| + ln |x + 1| + const.

Das Handauflegen. Die oben beschriebene Technik kann man durch das sogenannte “Handauflegen” ersetzen: Um z.B. den Koeffizienten A1 bei dem Summanden A1 x zu bestimmen, zieht man den Faktor 1 x aus dem Ausdruck auf der linken Seite von (4.25) heraus

x2 + 1 x(x + 1)(x 1) = 1 x x2 + 1 (x + 1)(x 1).

Der Koeffizient A gleicht dann dem Wert des verbleibenden Faktors x2+1 (x+1)(x1) in der zu A1 zugehörigen Nullstelle x1 = 0, d.h.

A1 = x12 + 1 (x1 + 1)(x1 1) = 1.

Um also den Koeffizienten zu einem Summanden Aj xxj zu finden, so “legt man die Hand auf” den Faktor (x xj) im Nenner der zu zerlegenden rationalen Funktion und setzt im verbleibenden Ausdruck x = xj.

Der Koeffizientenvergleich. Eine weitere Methode, welche auch bei Nullstellen höherer Ordnung zum Ziel führt, ist der sogenannte Koeffizientenvergleich. Dazu multipliziert man den Ausdruck (4.26) aus und sammelt auf beiden Seiten der Gleichung die Koeffizienten bei gleichen Potenzen von x: x2 : 1 = A 1 + A2 + A3 x : 0 = A2 A3 1 : 1 = A1

Das entstehende Gleichungssystem löst man dann mit einem Standardverfahren.

Remark 4.4.3. Falls alle Koeffizienten der rationalen Funktion reell sind, so treten im Fall einfacher Nullstellen immer Paare von Summanden zu komplex konjugierten Nullstellen mit komplex konjugierten Koeffizienten auf

Aj x aj + Aj¯ x aj¯ = rx + s x2 + px + q

mit p,q,r,s . Das unbestimmte Integral dieses Ausdruckes nimmt die Form

rx + s x2 + px + qdx = λ ln(x2 + px + q) + μ arctan 2x + p 4q p2 + const

an. Die Konstanten λ und μ berechnet man durch Differentiation und Koeffizientenvergleich.

6Die hier benutzte Linearität des unbestimmten Integrales ist eine sofortige Konsequenz der Linearität der Ableitung.