1.12.2  Zur Faktorisierung von Polynomen mit komplexen Koeffizienten.

Lemma 1.12.2. Es sei Pn(z) ein Polynom über dem Körper vom Grad n 1. Dann existiert für alle c ein Polynom Qn1;c(z) vom Grad n 1, so da

Pn(z) = (z c)Qn1;c(z) + Pn(c),z . (1.45)

Beweis. Wir führen den Beweis mit Hilfe der vollständigen Induktion nach n. Im Induktionsanfang gilt für jedes Polynom vom Grad n = 1

P1(z) = a1z + a0 = (z c) a1 Q0;c + a1c + a0 P1(c)

wobei zudem a10. Für den Induktionsschritt nehmen wir an, dass sich jedes beliebige Polynom Pn mit deg(Pn) = n für gewisses n wie in (1.45) angegeben darstellen lässt. Wir müssen daraus eine analoge Zerlegung für ein beliebiges Polynom Pn+1(z) = an+1zn+1 + P n(z) vom Grad n + 1 herleiten. Tatschlich, es folgt Pn+1(z) = an+1zn+1 a n+1cn1 + P n(z) + an+1cn+1 = an+1(zn+1 cn+1) + (z c)Q n1;c(z) + an+1cn+1 + P n(c) Pn+1(c) = (z c) an+1(zn + zn1c + + cn) + Q n1;c(z) Qn;c(z) + + Pn+1(c).

Wegen deg Pn+1 = n + 1 gilt an+10. Da nach Induktionsvoraussetzung deg Qn1;c = n 1, so verschwindet damit der Koeffizient von Qn;c bei zn nicht und deg Qn;c = n. □

Remark 1.12.3. Für n 1 gilt für alle z

Pn(z) = (z c)Qn1;c(z)fallsPn(c) = 0. (1.46)

Man kann die Faktorisierung (1.46) nun iterativ anwenden. Nach dem Hauptsatz der Algebra besitzt Pn mindestens eine Nullstelle c = c1, womit wir die Darstellung (1.46) erhalten. Setzen wir nun Pn1(z) = Qn1;c(z) mit deg Pn1 = n 1, so besitzt dieses Polynom wiederum eine komplexe Nullstelle c = c2, welche nach (1.46) auch eine Nullstelle von Pn ist usw., woraus

Pn(z) = (z c1)(z ck)Qnk;c(z) (1.47)

für l = 1, 2,k und k n folgt. Wegen deg Qnk;c = n k bricht dieser Prozess nach genau n Schritten ab und ein Koeffizientenvergleich für zn zeigt, dass Q0;c(z) = an0. Da einige der komplexen Nullstellen zusammenfallen können, so erhält man abschliessend14

Pn(z) = an l=1m(z c̃ l)pl ,pl ,p1 + + pm = n. (1.48)

Dabei ist {c̃1,,c̃m} die Menge der (verschiedenen) Nullstellen von Pn(z), und pl die Ordnung der Nullstelle c̃l.

Corollary 1.12.4. Ein komplexes Polynom vom Grad n 1 besitzt mindestens eine und höchstens n verschiedene komplexe Nullstellen. Die Summe der Ordnungen aller Nullstellen ist gleich n.

14Wir nutzen hier und im weiteren die Konvention der Summen- und Produktzeichen, d.h. l=mnrl = rm + rm+1 + + rn für n l und l=mnrl = 0 sonst sowie l=mnrl = rmrm+1rn für n l und l=mnrl = 1 sonst.