1.12.3  Zur Faktorisierung von Polynomen mit reellen Koeffizienten.

Lemma 1.12.5. Es sei Pn(z) = k=0na kzk ein Polynom in z mit reellen Koeffizienten ak , k = 0,,n. Dann gilt Pn(z¯) = Pn(z)¯ für beliebiges z .

Beweis. Wir erinnern zunächst an folgende Eigenschaften komplexer Zahlen z1 + z2¯ = z1¯ + z2¯, z1 z2¯ = z1¯ z2¯,

welche für beliebige z1,z2 gilt. Aus letzterer Beziehung folgt induktiv zk¯ = z¯k für k . Damit erhalten wir wegen ak , k = 0,,n auch Pn(z)¯ = anzn + a n1zn1 + + a 1z + a0¯ = anzn¯ + a n1zn1¯ + + a 1z¯ + a0¯ = anz¯n + a n1z¯n1 + + a 1z¯ + a0.

Daraus folgt insbesondere, dass für ein Polynom mit reellen Koeffizienten zusammen mit Pn(c) = 0 stets auch Pn(c¯) = 0 gilt. Damit ist eine Nullstelle von Pn entweder reell oder die zu ihr komplex konjugierte Zahl ist ebenfalls eine Nullstelle.

Es sei nun c = α + iβ mit α,β und β = Imc eine Nullstelle von Pn. Wir faktorisieren wie oben beschrieben c und c¯ aus Pn(z) und erhalten wegen

(z c)(z c¯) = (z α iβ)(z α + iβ) = (z α)2 + β2 = z2 + Az + B

mit A = 2α , B = α2 + β2 die Darstellung Pn(z) = (z c)(z c¯)Qn2;c(z) = (z2 + Az + B)Q n2;c(z).

Da sowohl Pn(z) als auch z2 + Az + B ausschließlich reelle Koeffizienten besitzen, so ist leicht zu sehen, dass auch Qn2;c(z) nur reelle Koeffizienten besitzt. Also lässt sich die Prozedur wiederholen, falls c und damit auch c¯ ebenfalls Nullstellen von Qn2;c(z) sind. Damit sehen wir, dass die Ordnung der Nullstellen c und c¯ übereinstimmen.

Es seien nun xj die reellen Nullstellen von Pn (falls diese existieren) und cl± = α l ± iβl mit αl,βl und βl0 die konjugierten Paare komplexer Nullstellen (falls diese existieren). Es sei pj die Ordnung von xj und ql die Ordnungen von cl±. Dann folgt aus (1.48) entgültig

Pn(z) = an j=1n1 (z xj)pj l=1n2 (z2 + A lz + Bl)ql , j=1n1 pj + 2 l=1n2 ql = n, (1.49)

wobei nk {0, 1,,n} für k = 1, 2 und Al = 2αl sowie Bl = αl2 + β l2 .

Falls wir in (1.49) Pn auf z = x reduzieren, so beschreibt (1.49) die Faktorisierung von Polynomen über dem Körper . Man beachte, dass der Beweis dieser Aussage über Eigenschaften reeller Polynome (also der reellen Theorie) essenziell auf der Anwendung der komplexen Theorie, insbesondere des Hauptsatzes der Algebra beruht!