2.9.1  Die Häufungspunkte, das Innere, das Äussere und der Rand einer Menge.

Es sei (M,d) ein metrischer Raum und X eine Teilmenge von M.13

Definition 2.9.1. Der Punkt x0 M heißt Häufungspunkt der Menge X genau dann wenn folgende Aussage wahr ist:

ε>0xMx Uε(x0) (X \{x0}).

Die Menge der Häufungspunkte von X bezeichnen wir mit acc(X).

Example 2.9.2. Es sei (M,d) = (,d||) und X = {(1)n + n1,n }. Dann gilt acc(X) = {1, +1}.

 

Example 2.9.3. Es sei (M,d) = (,d||) und X = . Dann gilt acc(X) = .

Lemma 2.9.4. Für zwei Teilmengen X1 und X2 von M folgt aus X1 X2 stets acc(X1) acc(X2).

Beweis. Falls x0 acc(X1) so gibt es zu jedem ε > 0 ein xε X1, xεx0 mit xε Uε(x0). Da gleichzeitig xε X2 gilt, so ist ebenfalls die Bedingung für x0 acc(X2) erfüllt. □

Problem 2.9.5. Jede ε -Umgebung eines Häufungspunktes x0 von X enthält unendlich viele Elemente aus X.

Definition 2.9.6. Ein Punkt x0 X heißt isolierter Punkt der Menge X genau dann wenn x0 X \acc(X). Die Menge der isolierten Punkte bezeichnen wir mit iso(X).

Offensichtlich gilt

x0 iso(X) ε>0Uε(x0) X = {x0}.

Definition 2.9.7. Ein Punkt x0 X heißt innerer Punkt der Menge X genau dann wenn es ein ε > 0 gibt, so dass Uε(x0) X. Das Innere int(X) einer Menge X ist die Menge der innerer Punkte von X.

Mit anderen Worten zeichnet sich ein innerer Punkt von X dadurch aus, dass mit ihm stets auch eine εUmgebung zu X gehört.

Example 2.9.8. Es sei (M,d) = (,d||) und X =] 1, 1[. Dann ist jeder Punkt x0 ] 1, 1[ ein innerer Punkt. Tatschlich, aus 1 < x0 < 1 folgt die Existenz zweier reeller Zahlen a und b mit der Eigenschaft 1 < a < x0 < b < 1. Setzen wir nun ε0 = min{x0 a,b x0} > 0, so gilt offensichtlich Uε0(x0) ] 1, 1[.

Problem 2.9.9. Es sei (M,d) = (,d||) und X = . Zeigen Sie, dass diese Menge keinen inneren Punkt enthält.

Definition 2.9.10. Ein Punkt x0 XMc = M \ X heisst äusserer Punkt von X genau dann wenn x0 ein innerer Punkt von XMc ist. Das Äussere ext(X) einer Menge X ist die Menge der äusseren Punkte von X.

Example 2.9.11. Es sei (M,d) = (,d||) und X = [1, 1[. Dann ist ext(X) = {x0 |(x0 < 1) (x0 > 1)} dass ussere von X.

Definition 2.9.12. Ein Punkt x0 M heißt Randpunkt von X genau dann wenn x0 weder ein innerer noch ein Äusserer Punkt von X ist, d.h. genau dann wenn die Aussage

ε>0(X Uε(x0)) (XMc U ε(x0)) (2.40)

wahr ist. Der Rand X einer Menge X ist die Menge der Randpunkte von X.

Aus der Symmetrie des Ausdruckes (2.40) sowie aus der offensichtlichen Identität (XMc) Mc = X folgt sofort

X = (XMc). (2.41)

Example 2.9.13. Es sei (M,d) = (,d||) und X = [1, 1[. Dann sind 1 und 1 die Randpunkte von X.

Problem 2.9.14. Es sei (M,d) = (,d||) und X = . Zeigen Sie, dass dann jeder Punkt x ein Randpunkt von X = ist.

13Die in diesem Kapitel eingeführten Begriffe sind auch für die speziellen Räume , , n und n wichtig und interessant. Da sich aber dann deren Definition nicht wesentlich von denen im Fall eines allgemeinen metrischen Raumes unterscheiden, so wird hier gleich letzterer Fall behandelt. Wir empfehlen dem Leser, beim ersten Studium des Materials sich alle Begriffe zunächst am Beispiel von , und dann von n und n zu veranschaulichen und beim wiederholten Lesen dann das Augenmerk auf das Zusammenspiel von metrischer und topologischer Struktur zu richten.