3.3.3. Beispiele.

 

(I) Es sei A eine lineare stetige Abbildung zwischen den normierten Räumen E und F. Dann gilt für beliebiges x0 E

A(x0 + h) = Ax0 + Ah

und damit A(x 0) = A für beliebiges x0 E. Die Frechet-Ableitung eines linearen stetigen Operators ist also dieser Operator selbst.

Ist insbesondere E = n und F = m, so läßt sich die Abbildung A L(n, m) durch eine Matrix

a = a11a1n a m1amn

vom Typ (m,n) darstellen. Gleiches gilt dann für die Ableitung A(x 0) = A = a.

 

(II) Es sei E = 2 und F = sowie

f : 2 gegeben  durchf(x 1,x2) = x12 + x 22 + x 1.

Für beliebiges x0 = (x1(0),x 2(0)) 2 und h = (h1,h2) 2 gilt

f(x0 + h) = (x1(0) + h 1)2 + (x 2(0) + h 2)2 + (x 1(0) + h 1) = (x1(0))2 + (x 2(0))2 + x 1(0) + 2x1(0)h 1 + 2x2(0)h 2 + h1 + h12 + h 22 = f(x1(0),x 2(0)) + ( x1(0)2x2(0) + 1) h1 h2 + o(h).

Damit gilt f(x 0) = (2x1(0)2x 2(0) + 1). Wir werden uns später im Einzelnen mit der Berechnung von Frechet-Ableitungen von Funktionen f : n m beschäftigen.

 

(III) Es sei E = C1([a,b], ) und F = C([a,b], ) mit a < b. Wir betrachten die Abbildung KE F gegeben durch den Ausdruck

Ky = y2 + 3y + 2(y)2,

welcher eine Kurzschreibweise für

(Ky)(x) = (y(x))2 + 3y(x) + 2(y(x))2,x [a,b], (3.3.3.1)

darstellt. Dabei verstehen wir y(a) und y(b) als rechtsseitige bzw. linksseitige Ableitung in den Randpunkten des Intervalles.

Die Abbildung K weist also jedem Punkt y E, d.h. einer Funktion y C1([a,b], ), einen Bildpunkt Ky F, d.h. eine Funktion Ky C([a,b], ) zu. Bei der Berechnung der Frechet-Ableitung von K im Punkt y0 E müssen wir die Funktion y0 C1([a,b], ) um ein Element h E, d.h. eine Funktion h C1([a,b], ) verschieben. Dabei muß h klein bezüglich der C1-Norm sein. Man erhält7

K(y0 + h) = (y0 + h)2 + 3(y 0 + h) + 2((y0 + h))2 = y02 + 2y 0h + h2 + 3y 0 + 3h + 2(y0 + h)2 = y02 + 3y 0 + 2(y0)2 + (2y 0 + 3)h + 2y0h + h2 + 2(h)2 = Ky0 + 2y0 + 3 + 2y0 d dxh + h2 + 2(h)2.

Wir stellen zunächst fest, daß

h2 + 2(h)2 F = h2 + 2(h)2 C([a,b],) = max x[a,b] h2(x) + 2(h(x))2 max x[a,b] h(x) 2 + 2 max x[a,b] h(x) 2 3 max x[a,b]|h(x)| + max x[a,b]|h(x)|2 = 3h C1([a,b],)2

und damit h2 + 2(h)2 = o(h E) für h 0. Also gilt

K(y0 + h) = Ky0 + Th + o(hE),h 0, (3.3.3.2)

wobei der Operator T = 2y0 + 3 + 2y0 d dx folgendermaßen wirkt

(Th)(x) = 2y0(x)h(x)+3h(x)+2y0(x)h(x),x [a,b],h C1([a,b], ).

Dabei bildet er E = C1([a,b], ) nach F = C([a,b], ) ab. Tatsächlich, aus y0,h C1([a,b], ) folgt y0,h,y0,h C([a,b], ) und damit Th C([a,b], ). Desweiteren ist T offensichtlich linear im Argument h. Es bleibt zu zeigen, daß T stetig von E = C1([a,b], ) nach F = C([a,b], ) wirkt. Dies folgt aus der Abschätzung

ThF = ThC([a,b],) = max x[a,b]|2y0(x)h(x) + 3h(x) + 2y0(x)h(x)| max x[a,b]|(2y0(x) + 3)|| max x[a,b]|h(x)| + + 2 max x[a,b]|y0(x)| max x[a,b]|h(x)| 2y0 + 3C([a,b],)hC([a,b],) + 2y0 C([a,b],)h C([a,b],) ChC1([a,b],) = ChE

mit C = max 2y0 + 3C([a,b],),2y0 C([a,b],). Aus der Darstellung (3.3.3.2) folgt nun, daß

T = 2y0 + 3 + 2y0 d dx LC1([a,b], ),C([a,b], )

die Frechet-Ableitung der Abbildung K im Punkt y0 ist.

AUFGABE 3.3.7. Es sei E = C1([a,b], ) und F = C([a,b], ) und man betrachte den Operator d = d dx : E F gegeben durch

(dy)(x) = y(x),x [a,b],

wobei y(a) und y(b) als rechts - und linksseitige Ableitungen in den Randpunkten zu verstehen sind. Berechnen Sie die Frechet-Ableitung von d.

 

AUFGABE 3.3.8. Es sei E = C([a,b], ) und F = . Wir betrachten die Abbildung J : E F gegeben durch

Jy =aby(x)dx.

Berechnen Sie die Frechet-Ableitung von J.

Hinweis: Zeigen Sie in beiden Fällen, daß d und J lineare stetige Operatoren zwischen den jeweiligen Räumen E und F sind und verwenden Sie Beispiel (I).

7Vollziehen Sie diese Rechnung in der Schreibweise (3.3.3.1) nach!