3.3.2. Wichtige Eigenschaften der Frechet-Ableitung.

SATZ 3.3.2. Ist die Funktion f : U F im Punkt x0 int(U) Frechet-differenzierbar, so ist Tx0 = f(x 0) eindeutig bestimmt.

Angenommen, es gibt zwei Operatoren T1,T2 L(E,F) mit

f(x0 + h) = f(x0) + T1h + o(hE),h 0, f(x0 + h) = f(x0) + T2h + o(hE),h 0.

Dann folgt T1 T2 L(E,F) und

0 = T1h T2h + o(hE),h 0,

daß heißt (T1 T2)h = o(hE) für h . Damit existiert für jedes ε > 0 ein δ = δ(ε) > 0, so daß

(T1 T2)hF εhEfürhE δ.

Aufgrund der Homogenität der Norm und der Linearität von T1 T2 gilt diese Abschätzung auch für beliebige h E, woraus

T1 T2L ε

für beliebiges ε > 0 folgt. Damit ist T1 T2L = 0. Aus den Axiomen der Norm von L folgt

T1 T2 = 0 L(E,F),d.h.T1 = T2.

AUFGABE 3.3.3. Ist die Funktion f : U F im Punkt x0 int(U) Frechet-differenzierbar, so ist f in diesem Punkt stetig.

 

AUFGABE 3.3.4. Es seien f,g : U F zwei Funktionen, die im Punkt x0 int(U) Frechet-differenzierbar sind. Zeigen Sie, daß dann die Abbildung αf + βg : U F für beliebige α,β K im Punkt x0 Frechet-differenzierbar ist und dabei

(αf + βg)(x 0) = αf(x 0) + βg(x 0)

gilt.

SATZ 3.3.5. Die Funktionen f : U F und α : U K seien im Punkt x0 int(U) Frechet-differenzierbar. Dann ist die Abbildung αf : U F im Punkt x0 Frechet-differenzierbar und es gilt

(αf)(x 0) = α(x0)f(x 0) + f(x0)α(x 0). (3.3.2.1)

Zunächst analysieren wir die Struktur des Ausdruckes (3.3.2.1). Da α(x 0) L(E, K), so ist für jedes h E der Ausdruck α(x 0)h ein Element in K. Also ist wegen f(x0) F der Ausdruck

f(x0)α(x 0)h = f(x0)(α(x 0)h)

als Produkt von f(x0) F mit dem Skalar α(x 0)h K zu verstehen, dies ist ein Element in F. Desweiteren gilt f(x 0) L(E,F) und damit f(x 0)h F. Da α(x0) Werte in K annimmt, so ist

α(x0)f(x 0)h = α(x0)(f(x 0)h)

das Produkt des Skalars α(x0) mit f(x 0)h F, d.h. selbst ein Element in F. Die Summe beider Ausdrücke

(αf)(x 0)h = α(x0)f(x 0)h + f(x0)α(x 0)h (3.3.2.2)

ist demnach ein Element in F. Es ist leicht zu sehen, daß (3.3.2.2) dabei für festes x0 eine lineare Abbildungen von E nach F in der Variablen h definiert. Da

(α0f(x 0) + f0α(x 0))hF α0f(x 0)hF + f0α(x 0)hF |α0|f(x 0)hF + f0F |α(x 0)h| |α0|f(x 0)L(E,F)hE + + f0F α(x 0)L(E,K)hE ChE

mit α0 = α(x0), f0 = f(x0) sowie

C = |α(x0)|f(x 0)L(E,F) + f(x0)F α(x 0)L(E,K),

so gilt zudem α(x0)f(x 0) + f(x0)α(x 0) L(E,F).

Schreibt man nun

α(x0 + h) = α0 + α(x 0)h + ψ(h),ψ(h)= h 0o(hE), f(x0 + h) = f0 + f(x 0)h + ϕ(h),ϕ(h)= h 0o(hE),

so folgt

α(x0 + h)f(x0 + h) = α0f0 + (α0f(x 0) + f0α(x 0))h + α0ϕ(h) + ψ(h)f0 + ϕ(h)α(x 0)h + ψ(h)f(x 0)h + ψ(h)ϕ(h).

Man verifiziert leicht, daß6

α0ϕ(h) + ψ(h)f0 + ϕ(h)α(x 0)h + ψ(h)f(x 0)h + ψ(h)ϕ(h) = o(hE)

für h 0, was den Beweis abschließt.

SATZ 3.3.6. Es seien E, F und G normierte Räume, U E und V F. Die Abbildung f : U F sei im Punkt x0 int(U) Frechet-differenzierbar und es gelte f(x0) = y0 int(V ). Die Abbildung g : V G sei im Punkt y0 Frechet-differenzierbar. Die Funktion g f ist dann im Punkt x0 Frechet-differenzierbar ist und es gilt

(g f)(x 0) = g(f(x 0))f(x 0). (3.3.2.3)

Wegen y0 int(V ) existiert ein δ > 0 mit Uδ(y0) V . Nach Aufgabe 3.3.3 ist f im Punkt x0 stetig, d.h. es existiert ein ε > 0 mit f(Uε(x0)) Uδ(y0) V . Damit ist x0 ein innerer Punkt des Definitionsbereiches Ũ = {x U|f(x) V } von g f.

Da f(x 0) L(E,F) und g(f(x 0)) L(F,G), so ist nach Aufgabe 3.2.18 g(f(x 0))f(x 0) L(E,G). Aus

f(x0 + h) = f(x0) + f(x 0)h + ϕ(h),ϕ(h)= h 0o(hE), g(y0 + k) = g(y0) + g(y 0)k + ψ(k),ψ(k)= k 0o(kF )

folgt

(g f)(x0 + h) = g(f(x0) + k) = g(f(x0)) + g(f(x 0))k + ψ(k)

mit k = k(h) = f(x 0)h + ϕ(h). Es folgt wegen der Linearität von f(x 0) und der Abschätzung ϕ(h)= h 0o(hE) auch

kF ChE + ε̃hE = C̃hE

für genügend kleine hE und damit

ψ(k)G εk F εC̃h E

für hE δ. Dann ist ψ(k) = o(hE) für h 0 und damit

(gf)(x0+h) = g(f(x0))+g(f(x 0))f(x 0)h+g(f(x 0))ϕ(h)+o(hE).

Da weiterhin aufgrund der Linearität von g(f(x 0)) die Abschätzung

g(f(x 0))ϕ(h) = o(hE)fürh 0

gilt, so folgt (3.3.2.3).

6Vervollständigen Sie diese Abschätzung!