1.5.1. Der obere und der untere Grenzwert.

Wir betrachten eine Folge reeller Zahlen {xk}k. Ist diese Folge nach oben beschränkt, so setzen wir yn := sup knxk. Die Folge {yn}n ist monoton fallend. Wir definieren den oberen Grenzwert der Folge {xk}k als

limsup kxk = lim¯kxk := inf nyn = lim nyn,

welches entweder eine reelle Zahl oder als Wert annimmt. Ist {xk}k nach oben unbeschränkt, so setzen wir limsup kxk = lim¯kxk := +.

Ist die Folge {xk}k nach unten beschränkt, so setzen wir zn := inf knxk. Die Folge {zn}n ist monoton wachsend. Wir definieren den unteren Grenzwert der Folge {xk}k als

liminf kxk = limkxk := sup nzn = lim nzn,

welches entweder eine reelle Zahl oder + als Wert annimmt. Ist {xk}k nach unten unbeschränkt, so setzen wir liminf kxk = limkxk := .

Der obere und untere Grenzwert ist damit für jede Folge reeller Zahlen bestimmt.

SATZ 1.5.1. Für jede Folge reeller Zahlen {xk}k gilt

liminf kxk limsup kxk. (1.5.1.1)

Weiterhin konvergiert die Folge {xk}k gegen r bzw. divergiert bestimmt gegen r = oder r = + genau dann, wenn

liminf kxk = limsup kxk = r. (1.5.1.2)

Wir beweisen zunächst (1.5.1.1). Ist die Folge {xk}k halbbeschränkt, dann ist die Ungleichung offensichtlich. Für eine beschränkte Folge gilt mit der oben eingeführten Notation

zn = inf knxk sup knxk = yn,

woraus (1.5.1.1) im Grenzwert n folgt.2Wir betrachten den Fall r . Konvergiert {xk}k gegen r, so gilt für beliebiges ε > 0 die Inklusion xk ]r ε,r + ε[ für k nε und damit auch [yn,zn] [r ε,r + ε] für n nε. Im Grenzwert n folgt daraus

[liminf kxk, limsup kxk] [r ε,r + ε]für  beliebigesε > 0

und damit (1.5.1.2). Umgekehrt folgt aus (1.5.1.2) die Inklusion [yn,zn] [r ε,r + ε] für n nε und wegen yn xn zn auch xn [r ε,r + ε], d.h. xn r für n .

AUFGABE 1.5.2. Vervollständigen Sie den Beweis für den Fall bestimmter Divergenz!

 

AUFGABE 1.5.3. Es sei {xk}k eine Folge reeller Zahlen.

Gilt s = limsup kxk < 1, dann existiert für jedes r ]s, 1[ ein Nr,s , so daß xk < r für alle k Nr,s.

Gilt s = liminf kxk > 1, dann existiert für jedes r ]1,s[ ein Nr,s , so daß xk > r für alle k Nr,s.

Gilt s = limsup kxk > 1, dann existiert für jedes r [1,s[ eine unendliche Teilfolge xkl(r,s) > r.

2Diese Argumentation gilt auch, wenn eine oder beide der Folgen {yn} bzw. {zn} bestimmt divergiert.