3.10.3  Zu den Extremwerten einer Funktion.

Für eine stetige Funktion f : [a,b] gibt es nach dem Satz von Weierstrass immer einen Punkt c [a,b] mit f(c) = max x[a,b]f(x). Letzteres ist äquivalent zur Aussage f(c) f(x) 0 für alle x [a,b]. Der Satz von Fermat (Satz 3.5.1) formuliert mit f(c) = 0 eine notwendige Bedingung dafür, dass das Maximum einer in ]a,b[ differenzierbaren Funktion in einem inneren Punkt c ]a,b[ angenommen wird. Wir diskutieren im weiteren hinreichende Bedingungen für die Existenz eines Extremwertes.

Theorem 3.10.4. Die Funktion f C([a,b], ) sei differenzierbar in ]a,b[. Für den Punkt c ]a,b[ gelte f(c) = 0 und zudem sei f(x) 0 für x ]a,c[ sowie f(x) 0 für x ]c,b[. Dann gilt

f(c) = max x[a,b]f(x).

Beweis. Wir betrachten einen Punkt x [a,c]. Nach dem Satz von Lagrange gilt

f(c) f(x) = f(ξ)(c x)für  ein  geeignetesξ ]x,c[.

Nach Voraussetzung sind beide Faktoren auf der rechten Seite dieser Gleichung nichtnegativ und damit f(c) f(x) 0 für alle x [a,c]. Den Fall x [c,b] löst man analog. □

Problem 3.10.5. Führen Sie den vollständigen Beweis für den Fall x [c,b].

Theorem 3.10.6. Die Funktion f C([a,b], ) sei zweifach differenzierbar in ]a,b[. Für den Punkt c ]a,b[ gelte f(c) = 0 und zudem sei f(x) 0 für alle x ]a,b[. Dann gilt

f(c) = max x[a,b]f(x).

Beweis. Aus f(x) 0 folgt f . Ist nun f(c) = 0 so gilt damit f(x) 0 für x ]a,c[ sowie f(x) 0 für x ]c,b[. Wir können damit Satz 3.10.4 anwenden, was die geforderte Aussage sofort beweist. □

Definition 3.10.7. Man sagt die Funktion f : [a,b] nimmt im Punkt c ]a,b[ ein lokales Maximum an, genau dann wenn Werte α,β [a,b], α < c < β existieren, so dass

f(c) = max x]α,β[f(x).

Theorem 3.10.8. Die Funktion f : [a,b] sei im Punkt c ]a,b[ zweifach differenzierbar und es gelte f(c) = 0 sowie f(c) < 0. Dann nimmt f im Punkt c ein lokales Maximum an.

Beweis. Nach dem Satz von Taylor gilt

f(x) = f(c) + f(c)(x c) =0 + 1 2f(c)(x c)2 + r 2(x c)

mit r2(x c) = o(x c)2 für x c. Letztere bedeutet, dass für beliebiges ε > 0 ein δ > 0 existiert, so dass

|r2((x c))| ε(x c)2,x ]c δ,c + δ[.

Wählen wir nun z.B. δ > 0 so, dass ε := 41|f(c)|(x c)2 > 0 für x ]c δ,c + δ[. Dann folgt

f(x) f(c) 1 4|f(c)|(x c)2 0fürx ]c δ,c + δ[,

was die Aussage beweist. □

Theorem 3.10.9. Die Funktion f : [a,b] sei im Punkt c ]a,b[ n + 1-fach differenzierbar und es gelte

f(1)(c) = = f(n)(c) = 0undf(n+1)(c) < 0.

Ist n gerade, so nimmt f in c weder ein Minimum noch ein Maximum an. Ist n ungerade, so nimmt f im Punkt c ein lokales Maximum an.

Problem 3.10.10. Satz 3.10.9 folgt aus der Darstellung

f(x) f(c) = f(n+1)(c) (n + 1)! (x c)n+1 + o((x c)n+1).

Vervollständigen Sie den Beweis!

 

Problem 3.10.11. Modifizieren Sie alle Aussagen und Beweise dieses Punktes für den Fall eines Minimums!