2.3.2  Supremum und Infimum.

Definition 2.3.6. Für eine Menge M definieren wir das Supremum7

a = sup MdefM+ a = min M+

und das Infimum8

a = inf MdefM a = max M.

Problem 2.3.7. Zeigen Sie, dass a = max M impliziert a = sup M, während a = min M impliziert a = inf M.

Nach Problem 2.3.2 ist das Supremum bzw. das Infimum, falls es existiert, eindeutig bestimmt. Da ja beschränkte Mengen nicht unbedingt ein Maximum oder Minimum besitzen müssen, so stellt sich natürlicherweise die Frage nach der Existenz von Supremum und Infimum. Diese wird von folgendem Satz vom Supremum und Infimum beantwortet:

Theorem 2.3.8. Es sei M und M. Dann gilt M+ aa = sup M, M aa = inf M.

Beweis. Wir beweisen die Aussage für das Supremum. Wegen M und M+ gibt es Punkte x0 M und y0 M+ woraus u.a. auch x0 y0 folgt. Falls dabei x0 = y0, so folgt y0 = min M+ = sup M. Tatschlich, sonst müsste es ein 0 M+ mit 0 < y0 geben, was wegen 0 < x0 = y0 zum Widerspruch zu 0 M+ führt.

Es sei nun x0 < y0. Wir berechnen dann α0 = 21(x 0 + y0), für welches offensichtlich x0 < α0 < y0 gilt. Falls α0 M+ so setzen wir x1 := x0 und y1 := α0. Falls hingegen α0M+, so ist α0 keine obere Schranke von M und nach (2.18) gibt es ein x1 M mit α0 < x1, zudem sei y1 := y0. Iterativ setzten wir nun αk := xk+yk 2 und mit Hilfe der analogen Fallunterscheidung bezüglich dem Sachverhalt αk M+ definieren wir so zwei Folgen {xk}k und {yk}k, wobei dabei für alle k offensichtlich stets xk M und yk M+ gilt.

Nach Konstruktion der Folgen gilt {xk} und {yk}. Wegen xk M und y1 M+ gilt xk y1 für alle k . Ebenso gilt wegen yk M+ und x1 M auch x1 yk für alle k . Damit sind diese Folgen monoton und beschränkt und nach Satz 2.2.14 sowie Problem 2.2.15 existieren reelle Grenzwerte x̃ = lim kxk und = lim kyk. Zudem halbiert sich der Abstand zwischen den Folgengliedern xk yk bei jedem Iterationsschritt, d.h.

0 yk xk 21(y k1 xk1) 2k(y 0 y0),k .

Nach Satz 2.1.12 folgt lim k(yk xk) = 0 = x̃.

Wir setzen nun a = x̃ = und zeigen dass a = sup M = min M+. Zunächst folgt aus yk M+ die Ungleichung

xMkx yk.

Im Grenzwert k ergibt sich daraus

xMx yk = = a

und damit a M+. Angenommen a erfüllt nicht a = min M+. Dann gibt es ein reelle Zahl y M+ mit y < a = . Da xk M folgt damit xk y und im Grenzwert a = x̃ y < = a, was zum Widerspruch und damit zu a = min M+ und schliesslich a = sup M führt. □

Problem 2.3.9. Beweisen Sie den vorherigen Satz für den Fall des Infimums.

7Falls M+ = so schreibt man oft auch supM = +.

8Falls M = so schreibt man oft auch inf M = .