2.11.4  Der Betrag und das Argument der Exponentialfunktion exp(z).

Theorem 2.11.6. Es sei z = x + iy , x = Rez, y = Imz. Dann gilt exp(z¯) = exp(z)¯, (2.65) | exp(z)| = exp(x), (2.66) arg(exp(z)) = arg(exp(iy)) mod 2π, (2.67) arg(exp(z)) = ymod 2π. (2.68)

Beweis. Da tn(z) ein Polynom mit reellen Koeffizienten ist, so gilt tn(z¯) = tn(z)¯ und im Grenzwert (2.65).

Aus (2.65) folgt

| exp(z)|2 = exp(z) exp(z)¯ = exp(z) exp(z¯)

und in Anbetracht der Multiplikativität gilt

exp(z) exp(z¯)= (2.57) exp(z + z¯) = exp(2x)= (2.57)(exp(x))2.

Da sowohl | exp(z)| als auch exp(x) positive Grössen sind, so erhalten wir (2.66).

Es sei w = exp(z)0. Dann gilt arg w = arg w |w| und nach (2.66) sowie der Multiplikativität

arg w = arg exp(z) | exp(z)| = arg exp(z) exp(x) = arg exp(z x) = arg exp(iy).

Aufgrund der Multiplikativität Regeln zur Multiplikation komplexer Zahlen in Polarkoordinaten gilt arg(exp(iy)) = arg exp iyN1 N = (2.57) arg exp iyN1 N = (1.42) N arg exp iyN1 mod 2π

für beliebiges N . Wir wählen N genügend gross, so dass |iyN1| < 1. Aus (2.63) folgt dann die Darstellung

exp(iyN1) = 1 + iyN1 + u N,,uN ,|uN| y2N2. (2.69)

Wir werden nun zeigen, dass aus Letzterem arg(exp(iy)) = N arg exp iyN1 = N arg(1 + iyN1 + u N)N ymod 2π

folgt, was dann den Beweis abschliesst.

Wir führen die Bezeichnungen yN = yN1 und zN = 1 + iyN + uN ein. Wegen (2.69) liegt zN in oder auf dem Kreis UN vom Radius |uN|2 < 1 um den Punkt 1 + iyN = (1,yN). Das Argument von zN lässt sich damit durch die Winkel zur reellen Achse der beiden Tangenten t1,t2 vom Ursprung (0, 0) an diesen Kreis abschätzen. Damit gilt

ϕN ψN arg zN ϕN + ψN,

wobei ϕN = arg(1 + iyN) der Winkel im rechtwinkligen Dreieck (0, 0), (1, 0), (1,yN) beim Punkt (0, 0) ist und ψN den Betrag des Winkels zwischen dem Vektor (1,yN) zum Mittelpunkt von UN und den Tangenten t1 bzw. t2 an diesen Kreis darstellt. Da der Wert von ϕN im Bogenmass dem Doppelten des Flächeninhalt des Kreissegmentes des Einheitskreises mit dieser Winkelöffnung gleicht und letzteres im Dreieck (0, 0), (1, 0), (1,yN) enthalten ist, so kann nach Vergleich der Flächeninhalte ϕN den Dreiecksinhalt nicht übersteigen, d.h.

ϕN yN.

Auf der anderen Seite enthält das Kreissegment, wenn man vom Schnittpunkt des Einheitskreises mit der Strecke (0, 0), (1,yN)¯ das Lot auf die reelle Achse fällt, ein rechtwinkliges Dreieck, welches man durch Stauchung um den Faktor 1 + yN2 aus dem Dreieck (0, 0), (1, 0), (1,yN) erhält. Damit kann ϕN den Flächeninhalt des gestauchten Dreiecks nicht unterschreiten, d.h.

yN 1 + yN2 ϕN.

Für den Winkel ψN benötigen wir nur eine Abschätzung von oben. Es sei R = 1 + yN 2 yN 4 der Abstand der Berührungspunkte von t1 und t2 zum Koordinatenursprung. Das Kreissegment mit dem Radius R, welches von den beiden Tangenten eingeschlossen wird, besitzt den Öffnungswinkel 2ψN und wird durch die Strecke (0, 0), (1,yN)¯ halbiert. Es ist in der Vereinigung der beiden rechtwinkligen Dreiecke enthalten, welche jeweils durch den Ursprung (0, 0), dem Punkt (1,yN) sowie einem der Berührungspunkte der Tangenten gebildet werden. Der Flächeninhalt des Kreissegmentes beträgt ψNR2 und der Gesamtflächeninhalt der beiden Dreiecke yN2R, woraus

ψN yN2R1 = yN2 1 + yN 2 yN 4 yN2

folgt, da yN2 > y N4. Damit ergibt sich

yN 1 + yN2 yN2 ϕ N ψN arg zN ϕN + ψN yN + yN2

sowie nach Multiplikation mit N

y 1 + y2N2 y2 N N arg zN y + y2 N.

Für N folgt nach Satz 2.1.12 schliesslich N arg zN y. □