3.4.3  Zur Ableitung der Logarithmusfunktion.

Der komplexe Logarithmus einer komplexen Zahl ist nach Punkt 1.11.5 als mehrwertige Abbildung folgendermaßen definiert

Lnz = ln |z| + i(arg z + 2kπ),k ,z0.

Dabei bezeichnet ln : (0, +) die eindeutige Umkehrfunktion der reellen Exponentialfunktion ex : (0, +). Für die Beschreibung aller Werte von Lnz ist es unerheblich, ob man sich darauf einigt, das Argument der komplexen Zahl z0 als Funktion arg : \{0} [0, 2π) oder aber arg : \{0} [π,π) zu betrachten. Trifft man aber für gegebenes z00 eine geeignete Auswahl zwischen diesen beiden Möglichkeiten7, so erweist sich arg z als stetig in einer genügend kleinen ε-Umgebung8 des Punktes z0. Damit ist nach zusätzlicher Fixierung der Zahl k der komplexe Logarithmus eine stetige Funktion in dieser Umgebung9, welche Uε(z0) bijektiv auf das Bild V = LnUε(z0) bei fixiertem k und geeigneter Wahl des Bildbereiches von arg z abbildet.

Man nennt diese Prozedur die Auswahl eines stetigen Blattes des komplexen Logarithmus. Die dabei entstehende stetige Funktion ist lokal die Umkehrfunktion der komplexen Exponentialfunktion ev : V U ε(z0). Damit lässt sich zur Berechnung der Ableitung Satz 3.3.4 heranziehen. Danach gilt bei v0 = Lnz0 und entsprechend z0 = ev0

d dzLnzz=z0 = 1 d dvev v=v 0 = 1 ev0 = 1 z0,

die Ableitung hängt damit nicht von der konkreten Wahl von k ab.

über die Logarithmusfunktion ist die allgemeine Potenzfunktion

zα = eαLnz,α ,z \{0}

definiert. In Abhängigkeit von α bleibt hier gegebenenfalls die durch die komplexe Logarithmusfunktion entstehende Mehrwertigkeit erhalten. Nach Wahl eines lokal stetigen Blattes von Lnz erhält man aus der Kettenregel

(zα) = ev (αLnz) = ev (αLnz) (αLnz) = zα α z,z0;

dieser Wert ist wiederum unabhängig von der konkreten Auflösung der Mehrwertigkeit. Wir fassen diese beiden Ergebnisse deshalb in der Schreibweise f(z) = Lnz f(z) = 1 z,z0, f(z) = zα f(z) = αzα1,z0,α ,

zusammen. Schränkt man diese beiden Abbildungen auf die positive Halbachse als Definitionsbereich und die reelle Zahlen als Wertebereich ein, so ergeben sich die reellen Ableitungen durch die gleichen Ausdrücke eingeschränkt auf die reellen Zahlen.

7Der Wert argz0 muss im Inneren des gewählten Bildbereiches liegen, damit die Argumentfunktion in der Umgebung keinen Sprung um 2π erleidet.

8Dabei ist ε > 0 so gewählt, dass 0Uε(z0) sowie dass alle Werte argz für z Uε(z0) im Inneren des Bildbereiches von argz liegen.

9Verifizieren Sie die Stetigkeit von ln|z| sowie von der geeignet gewählten Funktion argz in Uε(z0)!