Seien und normierte Räume und eine offene Teilmenge von . Sei ferner auf Frechet-differenzierbar. D.h. es gibt eine Abbildung . Der Raum der stetigen linearen Abbildungen ist aber selbst ein normierter Raum und wir können untersuchen, ob die Abbildung wieder differenzierbar ist. Falls in einem Punkt differenzierbar ist, so bezeichnen wir mit der Ableitung von die zweite Frechet-Abeitung
von . Diese ist dann eine stetige lineare Abbildung von nach , liegt also in .
Es ist . Ist , so ist also . Angewendet auf ein liefert dies also . Überprüfen wir diese Eigenschaft mit den Richtungsableitungen, so bemerken wir, dass ist. Ist also in , so ist , bzw.
für . Die
Ausdrücke und
liegen also beide
im gleichen Raum .
Vorüberlegung:
Eine Operatorfunktion
konvergiert für
in gegen
ein genau
dann, wenn
konvergiert. Daraus erhalten wir direkt, dass
d.h. für alle Elemente konvergiert für in gegen .
Bilden wir die zweite Ableitung und lassen sie auf ein wirken, so erhalten wir nach Definition der Frechet-Ableitung
Daraus folgt nun mit Hilfe unserer Vorüberlegung, dass
wobei wir zwischenzeitig
durch
ersetzt haben.
Es sind also
Beide Ausdrücke sind dabei in jedem der Argumente und linear. ist also eine Bilinearform und wir interessieren uns dafür, ob diese Bilinearform zusätzlich symmetrisch ist.
SATZ 3.7.2. Sei in zweifach Frechet-differenzierbar und stetig. Dann ist
für alle , d.h. ist bilinear und symmetrisch.
Betrachten wir zwei normierte Räume und und einen bilinearen Operator , so können wir auch für diesen eine Norm definieren:
Im Spezialfall schreiben wir . Betrachten wir nun , so erhalten wir
D.h. ist bilinear, stetig und unter obigen Vorausetzungen auch symmetrisch.
Spezialfall:
Wir betrachten nocheinmal den bereits oben diskutierten Spezialfall einer Abbildung
.
Dann ist
Im Allgemeinen sind dies verschiedene Objekte, unter den Bedingungen aus Satz 3.7.2 folgt jedoch die Gleichheit beider Ausdrücke.
SATZ 3.7.3. Sei . Angenommen es existieren alle partiellen Ableitungen auf und sind stetig. Dann folgt
Anmerkung 1:
Wir betrachten
Berechnet man hierfür die zweiten Ableitungen
im Punkt , so sind diese verschieden. Die Voraussetzung der Stetigkeit der partiellen Ableitungen aus Satz 3.7.3 ist also notwendig.
Anmerkung 2:
Sei ,
dann haben wir gesehen, dass sich die Wirkung der ersten Ableitung
mit Hilfe einer Matrix darstellen lässt. Für die zweite Ableitung
suchen wir nun eine analoge Darstellung. Hiefür betrachten wir die
-te Komponente
von
und erhalten
Im Spezialfall erhalten wir also
wobei
die Hesse-Matrix bezeichnet. ist also genau dann symmetrisch, wenn die Hesse-Matrix symmetrisch, sich also die Reihenfolge der partiellen Ableitungen vertauschen lässt.
Satz 3.7.2 wollen wir hier nicht beweisen. Statt dessen zeigen wir Satz 3.7.3 unabhängig von Satz 3.7.2.
Wir wollen den
Beweis wieder mit Hilfe des Mittelwertsatzes führen. Hierfür ist es aber notwendig, dass
die Funktion
nach
abbildet. D.h. wir führen den Beweis für jede Komponente einzeln, wodurch es genügt
den Fall
zu betrachten. Desweiteren genügt es nur den Fall
zu
betrachten, da beim Bilden das Ableitungen alle übrigen Variablen festgehalten
werden.
Sei nun . Anders als sonst
üblich, bezeichnen und
hier die Komponenten
eines Vektors im .
Sind nun und
so klein gewählt,
dass für ein
auch ,
so können wir
betrachten. Zusätzlich setzen wir
für ein festgehaltenes . Wegen den Voraussetzungen an ist auch zweifach differenzierbar und die zweite Ableitung von stetig. Damit erhalten wir nach dem Mittelwertsatz von Lagrange
für ein geeignetes . Berechnet man nun die Ableitung von , so entspricht dies gerade der partiellen Ableitung von bzgl. der Variablen und es folgt
Nun wählen wir
mit festgehaltenem , sodass wir genau wie oben
für geeignete
erhalten.
Jetzt wiederholen wir dieses Argument und vertauschen die Rollen von
und
. Setzen
wir ,
so können wir den Mittelwertsatz auf
anwenden und erhalten letztendlich, dass
mit neuen . Aus beiden Gleichungen für erhalten wir
Gehen wir in nun zum Grenzwert über so konvergieren, da , auch und wir erhalten aufgrund der Stetigkeit der zweiten Ableitungen, dass
Die zweite Ableitung ist eine Abbildung
mit . Falls diese Abbildung wieder Frechet-differenzierbar ist, so können wir die dritte Ableitung von definieren:
Diese wirkt dann auf drei Argumente und hat die Form für . Dies lässt sich, falls hinreichend oft differenzierbar ist, bis zur -ten Ableitung fortsetzen welche dann durch
mit
iterativ definiert ist.
Zusammenfassend sind höhere Frechet-Ableitungen Multilinearformen, welche
stetig, bzw. beschränkt sind. Hängt die entsprechende Ableitung zudem stetig
von
ab, so sind sie zusätzlich symmetrisch. Entsprechend muss eine
-te Frechet-Ableitung
auf
Argumente
wirken. Sind nun alle Argumente gleich so könnenwir auch
schreiben. Achtung hier ist nur als Abkürzung für zu verstehen, ein Vektor lässt sich nicht -mal mit sich selbst multiplizieren.