Wir stellen uns nun folgende Frage. Falls wir aus der Physik Gleichungen
erhalten, bekommen wir diese zumeist in kartesischen Koordinaten. Wissen wir
zum Beispiel, dass unser physikalisches System sphärisch symmetrisch ist,
werden wir wohl erwarten können, dass bezüglich Polarkoordinaten einfachere
Gleichungen vorliegen werden. Aber wie rechnet man nun die partiellen
Ableitungen im kartesischen Koordinatensystem in die Ableitungen nach den
Polarkoordinaten um?
Gehen wir wie folgt vor. Gegeben sei eine Funktion
mit
wobei definiert ist, wie in Beispiel 3.10.11. Wir berechnen nun die Frechet-Ableitung von einmal direkt und einmal über die Kettenregel
Schreiben wir diese Gleichung mit den unteren Klammern hin, erhalten wir
Wir transponieren nun diese Gleichung und erhalten
Wir erkennen, dass die linke Seite ein Differentialausdruck in und ist, während der Ausdruck auf der rechten Seite einen Differentialausdruck in und aufweist. Wir schreiben, dann als Kurzschreibweise
wobei die linke Seit auf angewandt werden muss und die rechte Seite auf . Nun können wir die Matrix in dieser Gleichung invertieren und erhalten
Beziehungsweise in genauerer Schreibweise erhalten wir
Das Ziel war es die und Ableitung nur in und Ableitungen auszudrücken. Die vorkommende Matrix hängt nur von ab. Das ist uns in diesem Fall gelungen, sofern wir diese Matrix berechnen . Man hätte auch berechnen können, weil das Invertieren einer Matrix mit dem Transponieren einer Matrix kommutiert. Jedoch wenden wir für diese Matrix die Formel aus Beispiel 3.10.8 an
und erkennen, dass diese Matrix wieder von und abhängig würde, was schlecht wäre. Also berechnen wir
Mit dem Ergebnis dieser Matrix erhalten wir nun
Wir schreiben das Ergebnis konkret für die oberste Zeile hin und erhalten
Wir versuchen nun unsere Rechnung zu verallgemeinern. Das heißt, es sei , wobei . Konkret bedeutet , dass wir folgendes Gleichungssystem betrachten
wobei wir annehmen, dass . Wir nehmen zusätzlich an, dass unser Gleichungssystem mit glatt genugen Funktionen beschrieben wird, um den Satz über Diffeomorphismen anwenden zu können. Dann wissen wir nämlich, dass unsere Inversen auch genügend oft differenzierbar sind.
Wir nehmen uns, wie schon im Beispiel der Polarkoordinaten eine Funktion und betrachten
Wir leiten diese Gleichung nun einmal direkt nach ab und einmal unter Verwendung der Kettenregel ab und erhalten
Wir transponieren das Ganze, wie schon im Fall der Polarkoordinaten
Auflösen nach dem Gradienten von ergbit
Wir erkennen, dass die Matrix nur noch von abhängt und nicht mehr von .
BEISPIEL 3.11.1. Wir betrachten nun den Laplace-Operator im
.
Sei nun
und sei
eine glatt genuge Funktion. Der Laplace-Operator in kartesischen
Koordinaten ist definiert als
Wir wollen diesen Operator nun in spährischen Koordinaten umrechnen. Dafür schreiben wir den Laplace-Operator um
Die unteren Klammern sollen zeigen, wie der Laplace-Operator häufig in anderer Literatur dargestellt wird. Nehmen wir nun die Formel, die wir vor diesem Beispiel hergeleitet haben, um unseren -Gradienten in anderen Koordinaten umzurechnen, erhalten wir
wobei war. Wir verwenden diese Gleichung und können den Laplace-Operator dadurch umschreiben in
Man beachte, dass der Minus-Term notwendig ist, weil als Produkteregel zu berechnen ist. Konkret heißt das, dass für eine Funktion folgende Formel gilt
Wir vereinfachen das Problem und betrachten nur noch den Fall der Polarkoordinaten, das heißt . Dann sind die Komponenten der folgenden Gleichung
noch zu berechnen. Wir schreiben und berechnen
Der nächste Term, der noch zu berechnen ist, ist
Als Letztes fehlt uns noch der folgende Ausdruck
Setzen wir unsere Zwischenrechnungen nun in unsere Ausgangsformel ein, erhalten wir
Somit erhalten wir den Laplace-Operator in Polarkoordinaten
Unter Verwendung der Produktregel kann man auch die folgende kürzere Formel verwenden
Falls nun der Laplace-Operator auf eine sphärisch symmetrische Funktion angewandt wird, dann wird ihre Ableitung in -Richtung verschwinden und unsere Problemstellung wird dadurch vereinfacht.