1.3.3. Der Riemannsche Umordnungssatz.

Die Bedeutung des oben formulierten Umordnungssatzes unterstreicht man am besten mit einem konträren Beispiel. Dazu betrachten wir eine Folge reeller (positiver und negativer) Zahlen {ak}k und setzen ak+ = max{a k, 0} sowie ak = min{a k, 0}. Dann gilt folgender Riemannscher Umordnungssatz für Reihen mit indefiniten Summanden, nach dem man durch geeignete Umordnung der Summanden der Reihe j=1a φ(j) jeden beliebigen vorgegebenen Wert geben kann:

SATZ 1.3.4. Es gelte lim nak = 0j und die beiden Reihen k=1a k+ sowie k=1a k seien divergent. Dann gibt es für jedes Element r {+}{} eine Umordnung von , d.h. eine bijektive Abbildung φ : , so daß die Reihe k=1a φ(k) gegen r konvergiert bzw. gegen r {+}{} bestimmt divergiert.

Wir skizzieren den Beweis. Es seien kl+ und kl die streng monoton wachsenden Folgen aller solcher Indizes, für welche akl+ 0 bzw. akl < 0 gilt. Es sei o.B.d.A. r > 0. Wir konstruieren nun die gesuchte Umordnung φ : . Zunächst wählen wir

φ(1) = k1+,,φ(l 1+) = k l1++,

so daß

j=1l1+1a φ(j) < rund j=1l1+ aφ(j) r.

Dies ist immer möglich, da die Reihe k=1a k+ = j=1a kj+ bestimmt gegen + divergiert. Danach wählen wir

φ(l1+ + 1) = k 1,,φ(l 1+ + l 1) = k l1,

so daß

j=1l1++l11a φ(j) rund j=1l1++l1 aφ(j) < r.

Dies ist wiederum möglich, da die Reihen k=1(a k+) = j=1a kj bestimmt gegen divergiert. Diese Prozedur wird dann iterativ mit abwechselnd positiven Summanden für

φ(j) = kl1+++ln++m+,j = l 1++l 1++l n++l n+m,1 m l n+1+,

und negativen Summanden für

φ(j) = kl1++ln1+m,j = l 1+ + l 1 + + l n+ + m,1 m l n,

mit den Bedingungen

j=1mn+1+1a φ(j) < r, j=1mn+1+ aφ(j) r, mn+1+ = l 1+ + l 1 + + l n+ + l n + l n+1+, j=1mn1a φ(j) r, j=1mn aφ(j) < r, mn = l 1+ + l 1 + + l n+ + l n.

wiederholt. Damit gilt

r aφ(mn) < j=1mn aφ(j) j=1pa φ(j) j=1mn+1+ aφ(j) r + aφ(mn+1+), r aφ(mn+1) < j=1mn+1 aφ(j) j=1pa φ(j) j=1mn+1+ aφ(j) r + aφ(mn+1+),

für mn p m n+1+ bzw. mn+1+ p m n+1. Da nach Konstruktion φ(j) für j sowie mn± für n , so folgt aus der Voraussetzung ak 0 für k damit auch

j=1pa φ(j) rfürp .

AUFGABE 1.3.5. Vervollständigen Sie den Beweis für die Fälle r < 0, r = +, r = .