1.3.6. Doppelreihen.

Eine wichtige Anwendung von verallgemeinerten Reihen sind die sogennanten Doppelreihen. Sind A und B abzählbare Mengen, so ist auch das kartesische Produkt A × B abzählbar. Damit ist für a : A × B und aα,β = a(α,β) 0, α A, β B, die Reihe

(α,β)A×Baα,β

wohldefiniert. Insbesondere kann man mit A = p1 und B = iterativ Reihen über das Gitter p definieren.

Eine Modifikation dieser Idee führt zu einer wichtigen Verallgemeinerung von Satz 1.3.5. Dazu betrachten wir eine abzählbare Familie abzählbarer Mengen

{Aβ}βB,card(Aβ) = 0,card(B) = 0,

welche paarweise disjunkt sind

Aβ1 Aβ2 = ,β1β2,β1,β2 B.

Wir setzen C = βBAβ. 1Es sei a : C mit aγ = a(γ) 0 für γ C. Dann gilt:

SATZ 1.3.11. Die Reihe γCaγ konvergiert genau dann, wenn die Reihe βBbβ mit bβ = αAβaα konvergiert. Dabei gilt

γCaγ = βB αAβaα .

Führen Sie mit Hilfe bijektiver Abbildungen φβ : Aβ ×{β} sowie ψ : B den Beweis von Satz 1.3.11 auf folgende Aussage zurück:

SATZ 1.3.12. Es sei ak,m 0 für k,m . Dann konvergieren die Reihen in der folgenden Identität gleichzeitig und es gilt

(k,m)×ak,m = k mak,m = m kak,m . (1.3.6.1)

Wit nehmen zunächst an, daß die Reihe (k,m)×ak,m konvergiert. Wegen ×{m} × konvergiert nach Satz 1.3.9 jede der Reihen kak,m. Da außerdem

×{1,,n} = m=1n ×{m} × ,

so folgt mit Hilfe der vollständigen Induktion aus Satz 1.3.5

m=1n kak,m = (k,m)×{1,,n}ak,m,

sowie nach Satz 1.3.9 desweiteren

m=1n kak,m (k,m)×ak,m,n .

Folglich konvergiert die Reihe auf der linken Seite und es gilt

m kak,m (k,m)×ak,m. (1.3.6.2)

Nach der Definition der Konvergenz verallgemeinerter Reihen gilt

S := (k,m)×ak,m = j=1a η1(j)

für eine Bijektion η : × . Für jedes ε > 0 existiert damit ein Nε < , so daß

j=1Nε aη1(j) = (k,m)Θε×ak,m > S ε.

Hier ist Θε := η1({1,,N ε}) eine endliche Menge. Es sei weiterhin

Mε = {m |k(k,m) Θε} , Kε = {k |m(k,m) Θε} .

Wegen Θε Kε × Mε gilt für die (endlichen) Summen

S ε < (k,m)Θεak,m (k,m)Mεak,m = kKε mMεak,m kKε mak,m k mak,m . (1.3.6.3)

Im Grenzwert ε 0 + 0 folgt

m kak,m (k,m)×ak,m. (1.3.6.4)

Aus (1.3.6.2) und (1.3.6.4) folgt die erste (und auf gleichem Wege auch die zweite) Identität in (1.3.6.1).

Zum Abschluß bleibt zu zeigen, daß aus der Konvergenz der Reihe k mak,m auch die Konvergenz von (k,m)×ak,m folgt. Angenommen, die Reihe (k,m)×ak,m ist nicht konvergent. Dann divergiert diese bestimmt gegen + und für jedes ε > 0 existiert ein Nε mit

j=1Nε aη1(j) = (k,m)Θε×ak,m > ε.

Ebenso wie in (1.3.6.3) sieht man, daß

ε < k mak,m

und im Grenzwert ε + folgt die Divergenz von k mak,m.

1Das kartesische Produkt A × B läßt sich in dieser Notation als C = A × B = βBAβ mit Aβ = A ×{β} (α,β) realisieren.