1.4.6. Das Raabesche Kriterium

Wegen dem Fehlen einer universellen Vergleichsfunktion wird jeder auf dem Vergleichskriterium aufbauende Konvergenzsatz nur gewisse Klassen von Reihen anwendbar sein. Die von uns formuliertenKonvergenzsätze müssen daher gegebenenfalls verfeinert werden.

Ein Beispiel für eine solche Verfeinerung ist das Raabesche Kriterium.

SATZ 1.4.16. Es sei an > 0, n , und wir setzen

Rn := n ak ak+1 1 ,n .

Gilt Rn r für geeignetes r > 1 und alle n n0, so ist die Reihe k=1a k konvergent. Ist hingegen Rn 1 für alle n n0, so ist die Reihe k=1a k divergent.

Wir zeigen zunächst, daß

1 + 1 ns < 1 + r n,1 < s < r,n Nr,s, (1.4.6.1)

für geeignetes Nr,s . Dies folgt aus der Definition der Ableitung der Funktion f(x) = xs im Punkt x = 1, denn

s = f(x)| x=1 = lim n1 + 1 n s 1 1 n

und damit wegen s < r auch (1+n1)s1 n1 < r für n Nr,s. Letzteres impliziert (1.4.6.1).

Nach Voraussetzung des Satzes gilt

Rn = n an an+1 1 rund  folglich an an+1 1 + r n,n n0.

Zusammen mit (1.4.6.1) folgt daraus

an an+1 1 + r n > 1 + 1 ns = 1 n+1 s 1 n s ,n max{n0,Nr,s}.

Die Konvergenz von k=1a k folgt nun aus dem Vergleichskriterium Satz 1.4.3 mit bk = ks, da wie oben gezeigt die harmonische Reihe k=1ks für s > 1 konvergiert.

AUFGABE 1.4.17. Beweisen Sie die zweite Aussage des Satzes zur Divergenz!