2.12.3. Die Gammafunktion.

Für a > 0 setzt man

Γ(a) :=0xa1exdx. (2.12.3.1)

Für 0 < a < 1 ist dies ein uneigentliches Integral an beiden Integrationsgrenzen, für a 1 ist dies in der Umgebung von 0 ein eigentliches Integral.

AUFGABE 2.12.2. : Zeigen Sie, daß für alle a > 0 das uneigentliche Integral (2.12.3.1) konvergiert.

Wir untersuchen nun die Eigenschaften der Gammafunktion.

(I) Für alle a > 0 ist die Funktion Γ(a) beliebig oft differenzierbar. Tatsächlich, wir betrachten einen Punkt a > 0. Dann läßt sich die Funktion

f1(x,a) = a xa1ex = xa1 ln xex

für a [a1,a2] mit fixierten 0 < a1 < a2 < durch

|f1(x,a)| (xa11 + xa21)| ln x|ex = g(x),x > 0,

abschätzen. Da das uneigentliche Integral 0g(x)dx konvergiert6, so konvergiert nach dem Majorantenkriterium von Weierstrass das uneigentliche Integral

0xa1 ln xexdxgleichmäßig  bezüglicha [a 1,a2].

Damit ist Satz 2.9.6 anwendbar und es gilt

dΓ(a) da =0xa1 ln xexdx,a > 0.

Analog kann man auch die höhere Ableitungen berechnen7.

(II) Wir zeigen, daß

Γ(a 1) = aΓ(a),a > 0. (2.12.3.2)

Tatsächlich, durch partielle Integration folgt

aΓ(a) = a0xa1exdx = xaex 0 +0xaexdx = Γ(a + 1).

Wendet man diese Formel wiederholt an, so ergibt sich

Γ(a + n) = (a + n 1)(a + n 2)(a + 1)aΓ(a),a > 0,n . (2.12.3.3)

Weiterhin gilt

Γ(1) =0exdx = ex 0 = 1.

Daraus folgt

Γ(n + 1) = n(n 1)1 1 = n!,n .

Damit kann man die Gammafunktion als Verallgemeinerung der Fakultät betrachten.

(III) Man sieht leicht, daß

lim a0Γ(a) = lim a+Γ(a) = +.

6Beweisen Sie dies!

7Geben sie die Formel für Γ(n)(a) an!