1.8.1  Die Addition der reellen Zahlen.

Auch im weiteren bezeichne die in (1.30) eingeführte Äquivalenzrelation auf der Menge der rationalen Cauchy-Folgen.

Lemma 1.8.1. Es sei {rn}n CF() und {sn}n CF(). Dann gilt auch {rn + sn}n CF().

Beweis. Nach der Dreiecksungleichung für rationale Zahlen gilt |(rm + sm) (rn + sn)| = |(rm rn) + (sm sn)| (1.32) |rm rn| + |sm sn|.

Nach Voraussetzung sind {rn},{sn}CF() und damit existieren für jedes ε > 0 natürliche Zahlen Nε2,r und Nε2,s , so dass

|rm rn| < ε2und|sm sn| < ε2

für beliebige n,m Nε = max{Nε2,r,Nε2,s} gelten. Also folgt wegen (1.32) auch

m,nNε|(rm sn) (rn + sn)| < ε.

Lemma 1.8.2. Es seien {rn}n, {rn} n, {sn}n sowie {sn} n rationale Fundamentalfolgen, wobei

{rn}n {rn }nund{sn}n {sn }n.

Dann gilt {rn + sn}n {rn + s n} n.

Beweis. Nach Lemma 1.8.1 sind die beiden Folgen {rn + sn}n und {rn + s n} n rationale Fundamentalfolgen. Aus

(rn + sn) (rn + s n) = (r n rn) + (s n sn)

folgt wegen {rn}n {rn} n und {sn}n {sn} n sowie (1.27) und (1.28)

lim n(rn + sn rn s n) = lim n(rn rn) + lim n(sn sn) = 0 + 0 = 0.

Definition 1.8.3. Für x,y , x {rn}n, y {sn}n mit {rn}n,{sn}n CF() gelte

x + y := [{rn + sn}].

Die Korrektheit dieser Definition folgt aus Lemma 1.8.1 und Lemma 1.8.2. Tatschlich, nach Lemma 1.8.1 ist {rn + sn}n CF() und nach Lemma 1.8.2 gilt für beliebige Repräsentanten {rn} n x, {sn} n y stets {rn + sn}n {rn + s n} n und damit nach Korollar 1.3.4 auch

[{rn + sn}] = [{rn + s n}] .

Also ist x + y wohldefiniert und eindeutig bestimmt.

Lemma 1.8.4. Die Addition der reellen Zahlen ist kommutativ und assoziativ: x,y x + y = y + x, (1.33) x,y,z (x + y) + z = x + (y + z). (1.34)

Beweis. Wir beweisen (1.33) und betrachten dazu für gegebene x,y darstellende rationale Fundamentalfolgen {rn}n x, {sn}n y. Die Kommutativität der Addition in impliziert

x + y {rn + sn}n = {sn + rn}n y + x

und damit x + y = y + x. □

Problem 1.8.5. Beweisen Sie (1.34)!